Die Community in Bewegung bringen, Menschen aus allen Bevölkerungsgruppen für mehr Aktivität in der Freizeit begeistern und im Sportverein bewegen. Neue oder bestehende Sportangebote (weiter)entwickeln, Ehrenamtliche gewinnen, Feste feiern, neue Mitglieder werben und integrieren - in Kooperation etwas aufzubauen ist erfolgsversprechend und spart Ressourcen und Zeit.
Migrantenorganisationen und Sportvereine sind ideale Kooperationspartner, um diese Ziele zu erreichen.
Wir, der Hamburger Sportbund, fördern die Zusammenarbeit von Sportvereinen und Migrantenselbstorganisationen und unterstützen dabei beratend und finanziell.
MIT KONZEPT ZUM ZIEL
Um bestimmte Zielgruppen in Bewegung zu bringen und für den aktiven Sport im Verein zu gewinnen, bedarf es einer besonderen, auf die Bedürfnisse der Zielgruppe angepassten, Konzeption und einer noch gezielteren Umsetzung von (Sport-)angeboten.
Mädchen, Frauen und ältere Migrant*innen sind in Sportvereinen nach wie vor unterrepräsentiert. Im Fokus des Projektes steht die Frage, was es braucht, um im Sportverein unterrepräsentierte Migrant*innengruppen für Bewegung und Sport zu begeistern.
Um diese Zielgruppen zur Teilnahme an Sportangeboten und/oder für ein Engagement im Verein zu gewinnen, bedarf es einer besonderen, auf die Bedürfnisse der Zielgruppe angepasste, Konzeption und einer noch gezielteren Umsetzung von (Sport-)angeboten.
Die Konzeption erfolgt in enger Zusammenarbeit mit uns. Wir unterstützen dabei geeignete Kooperationspartner zu finden, Rahmenbedingungen an die Bedürfnisse der Zielgruppe anzupassen und das Angebot zielgruppenspezifisch zu bewerben. Gemeinsam wird ein Fahrplan für die Umsetzung eines nachhaltigen (Sport-) Angebotes entwickelt.
BEREIT FÜR DIE UMSETZUNG
Für eine erfolgreiche Projektumsetzung braucht es lediglich das Interesse des Sportvereins und der Migrantenorganisation sowie eine oder mehrere Personen, die sich federführend im Projekt engagieren möchten. Wenn Sie Interesse an einem Kooperationsprojekt haben, dann nehmen Sie Kontakt zu uns auf.
Folgende Schritte sind Teil des Projektes:
SCHRITT 1
KOOPERATIONSPARTNER FINDEN
Bei Kooperationen ist der Aufbau von Vertrauen und einer guten persönlichen Basis ein wichtiger Gelingensfaktor. Mit unserer Unterstützung begibt sich der Sportverein auf die Suche nach Kooperationspartnern über die potenzielle Teilnehmer*innen angesprochen werden können. Nach einem erfolgreichen Kontaktaufbau beginnt die Erarbeitung eines gemeinsamen Projektziels sowie die Zuteilung von Aufgaben und Zuständigkeiten der Kooperationspartner. Die Suche nach einem geeigneten Partner ist Bestandteil des Projekts und erfolgt somit erst nach Antragstellung. Sofern schon ein Kontakt zu einer Migrantenselbstorganisation besteht, kann die Beantragung des Projektes auch gemeinsam mit dem Kooperationspartner erfolgen.
Kontakte knüpfen
Ziele definieren
Zuständigkeiten klären
SCHRITT 2
GEMEINSAM IDEEN ENTWICKELN
Um angestrebte Vorhaben erfolgreich umsetzen zu können, sind vor der Durchführung die entsprechenden Voraussetzungen zu erkunden und zu schaffen. Diese gestalten sich von Zielgruppe zu Zielgruppe anders. Denkbare Maßnahmen sind bspw. die Organisation einer Kinderbetreuung begleitend zum Angebot, die Ausbildung von Übungsleiter*innen für das Angebot oder die kultursensible Gestaltung von Räumlichkeiten. Auch die Identifizierung dieser Bedürfnisse und die Einbindung in die Maßnahme kann Teil der Projektförderung sein und erfolgt in enger Zusammenarbeit mit dem Kooperationspartner.
Planungsgespräche führen
Zielgruppe(n) festlegen
Bedürfnisse abfragen
SCHRITT 3
PLÄNE ZUSAMMEN UMSETZEN
Sind die Rahmenbedingungen geklärt, so geht es an das Bewerben und die Umsetzung des Angebotes. Die Projekte werden über die Planungsphase hinaus während des gesamten Projektzeitraumes durch uns begleitet. Ein sinnvolles Element für eine gute Organisation sind regelmäßige Austauschtreffen, die wir gern unterstützen.
Rahmenbedingungen klären
(Sport-) Angebot bewerben
Erfahrungen austauschen
WAS WIRD GEFÖRDERT?
Das langfristige Ziel einer Kooperation zwischen Sportvereinen und Migrantenselbstorganisationen besteht in der Schaffung interkultureller Netzwerke und der Förderung einer Integration in und durch den Sport. Der Weg zu diesem Ziel geht von Befragungen und Erkundungen des Umfeldes über Pilot-Sport-Kurse, regelhafte Sport- und Bewegungsangebote bis hin zur Förderung des Engagements im Sportverein. Für folgende Positionen können Fördermittel beantragt werden:
Aufwandsentschädigung für Organisation
Honorar für Übungsleiter*innen
Honorar für Dolmetscher*innen
Öffentlichkeitsarbeit
Botschafter*innen des Sports (Kontaktaufbau zur Zielgruppe)
Die Förderung ist eine Anschubfinanzierung. Ziel ist eine langfristige Kooperation aufzubauen und die Angebote in die reguläre Vereinsstruktur zu überführen.
BEST-PRACTICE-BEISPIELE
Wie Kooperationsprojekte gut funktionieren können, zeigen wir hier mit besonders gelungenen Beispielen.
Eines dieser Beispiele ist die Kooperation des SV Groß Borstel e.V. mit der Migrantenselbstorganisation Ossara e.V. unter dem Motto: "Sport und Integration im Stadtteil".
SPORT UND INTEGRATION IM STADTTEIL
EIN KOOPERATIONSPROJEKT VON SV GROSS BORSTEL VON 1908 E.V. UND OSSARA E.V.
DURCH DIE OFFENE TÜR
Als Nicolas Moumouni das helle Klubhaus des SV Groß Borstel an diesem Abend betritt und Richtung Tresen schlendert, fliegen die Köpfe in seine Richtung und ein Gespräch entwickelt sich. Typischer Smalltalk. Als Moumouni und der Vereinsvorsitzende Georg Schulz später die obere Etage des neuen Vereinsgebäudes mit dem Veranstaltungsraum zeigen, spürt man seinen Stolz, Teil einer sinnvollen, ungewöhnlichen Partnerschaft zu sein. Nichts Anderes ist es ja, wenn ein Sportverein und eine Migrantenselbstorganisation zufällig zusammenfinden.
Der SV Groß Borstel von 1908 e.V. im Brödermannsweg, genannt „Brö“, und der Verein Ossara e. V., bislang ohne eigene Räume: man könnte es schlicht eine Kooperations-Partnerschaft nennen. Aber wer dem erfahrenen Vereinslenker Schulz, 61, und seinem 36 Jahre alten Kollegen Moumouni zuhört, versteht, dass hier mehr wachsen könnte als der montägliche Yogakurs von 11.30 Uhr bis 13 Uhr.
Gefördert vom Programm „Integration durch Sport“ des DOSB, beratend unterstützt vom Hamburger Sportbund (HSB), sollen Vereinsmitglieder von Ossara und andere Migrant*innen im Stadtteil auf dem neuen Kunstrasenplatz und im Vereinshaus nicht nur gemeinsam mit Groß-Borstelern Sport treiben. Es wird auch Hausaufgabenhilfe, Sprachförderung, ein Begegnungscafé mit Sozialberatung, Frauengymnastik sowie Fahrrad- und Kanutouren geben. Offene Angebote, um die Menschen aus Groß Borstel zusammenzubringen.
„Viele bei uns haben gedacht, was sollen sie in einem deutschen Sportverein, da werde nur Fußball gespielt. Da sind doch die Deutschen unter sich. Jetzt wissen sie, dass da viel mehr ist“, sagt Moumouni. „Diese Barrieren sind abgebaut.“ Der sonst als Sozialberater tätige Gründer von Ossara e.V. ist 2006 aus Togo nach Deutschland gekommen und lebt jetzt mit seiner Familie hier.
Ossara („Alles wird gut“) wurde am 28. Oktober 2017 gegründet, will Bildung, Gesundheit und kulturelle Vielfalt fördern und hat 45 Mitglieder. Auf der Suche nach einem Kooperations-Partner verschickte Moumouni im vergangenen Frühjahr E-Mails an 60 Hamburger Vereine. Es ging auch um ausrangierte Trikotsätze für Schulen in Togo. Schulz erfuhr davon, es wurden Trikots beim SV Groß Borstel gesammelt, und im Juni 2018 bei der Eröffnungsfeier des neuen Sportplatzes am „Brö“ waren Ossara e.V. und seine Mitglieder mit einem Informationsstand vertreten. Bei einer gemeinsamen Kanufahrt mit anderen Interessierten lernten sich beide Vorstände näher kennen. Moumouni sagt: „Für uns ist das Ganze ein Glücksfall. Wir wurden herzlich aufgenommen und fühlen uns hier zuhause.“ Georg Schulz lächelt zufrieden. Er schaut beharrlich über den Tellerrand und sieht um den SV Groß Borstel herum ein wachsendes Quartier mit Bedürfnissen, die der Sport kaum erfüllen kann. Allein am Tarpenbeker Ufer entstehen Wohnungen für 2500 Menschen. Es wird auch in Zukunft nur zusammen gehen. Schulz sagt: „Der Stadtteil soll merken, dass hier im Brö 31 der SV Groß Borstel und Ossara gemeinsam sind, trotz unterschiedlicher Herkunft.“ Schulz will den Verein für neue Hamburger öffnen– aktuell sind es 920 Mitglieder; vor drei Jahren waren es 400: „Wir wollen nicht zuschauen, sondern anpacken, mitentwickeln, denn die neuen Mitglieder sind schon da.“
1400 Mitglieder schweben ihm vor, angelockt durch neue Angebote Ossaras: Breakdance, Poetry Slam, Hiphop, Lesungen und Projekttage zu Rassismus und Diversität. Moumouni findet, dass Mitglieder von Ossara ideale Brückenpersonen in umliegenden Flüchtlingsunterkünften sein können, um dort für die Angebote zu werben.
Mit Ossara schlägt der SV Groß Borstel ein neues Kapitel auf. Die Geschäftsstelle ist auch dank der Kooperation schon an zwei Vormittagen besetzt. Ossara hat nun eine vorzeigbare Adresse. Und viel mehr: „Es gibt im Stadtteil kaum eine Anlaufstelle, wo Migranten sich angedockt fühlen. Vielleicht können wir das werden – und neben der Beratung Sport anbieten“, sagt Moumouni.
Text: Frank Heike
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